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Der Geist in der Maschine Die Konfrontation zwischen ständiger Exhibition im Netz und dem gleichzeitigen Bedürfnis nach Privatsphäre motivierte den Künstler Beeple zu einem Kurzfilm, den er mit MAXONs Cinema 4D realisierte.

Mike Winkelmann alias Beeple ist ein extrem rühriger Künstler, der jeden Tag ein kreatives Werk schafft, und sei es noch so klein. Daneben nimmt er sich immer noch größere Projekte vor, ist im Hauptberuf als Webdesigner unterwegs und hat auch immer ein waches Auge auf die Welt um sich herum. Mit scharfem Blick beobachtet er, was darin vorgeht, und seine Sicht der Dinge artikuliert er auch in seinen Werken.

Die problematische Diskrepanz zwischen dem extrovertierten Exhibitionismus, der heute im Web im Allgemeinen und in sozialen Netzwerken im Speziellen betrieben wird, und der allenthalben angemahnten Privatsphäre im Netz hat er in einem neuen Kurzfilm mit dem Titel „Transparente Maschinen“ verarbeitet. Was er damit meint, daran lässt Beeple keinen Zweifel: Die transparenten Maschinen, das sind wir alle!

Dass bei seiner letzten Arbeit Sorge und Nachdenken Pate gestanden haben, ist kaum zu übersehen. Aber bei allem Statement ist es eine der Eigenheiten von Beeple, dass er alle seine kreativen Möglichkeiten wahrnimmt, sich zu auszudrücken.

In dem Kurzfilm sieht man eine unglaublich komplexe Anordnung von gläsernen Maschinenteilen, die sich auseinanderfalten, aufklappen, ineinander einrasten, sich verschieben, verschrauben und einhaken, kurz: die auf jede nur denkbare Art und Weise interagieren. Die mechanischen Bewegungen wandern einer Welle gleich über die Maschine. Die Kamera folgt der Bewegung und erschließt für den Betrachter dabei immer mehr von den Bauteilen.

„Die größte Herausforderung bei dem Projekt war es, ein so umfangreiches Objekt mit so vielen beweglichen Teilen zu riggen und zu animieren. Dazu kam noch, dass sich das Objekt sozusagen ‚on the fly‘ entwickeln musste“, sagt Beeple. „Da ja jedes Teil der Maschine sozusagen ein Teil für sich war und sich entsprechend seiner Form bewegen sollte, gab es keinen Weg, das zu automatisieren. Es war eine ziemlich zeitaufwendige Prozedur."

Bis zu diesem Projekt hatte Beeple noch keine Erfahrungen mit einem linearen Workflow gesammelt. Für „Transparente Maschinen“ renderte Beeple seine Animationen erstmals mit Einzelbildern in 4K-Auflösung, um dann beim Zusammenschneiden der Animation in After Effects weiter für Bewegung zu sorgen. Hier schwenkte Beeple in der Animation die Kamera über das Geschehen, um einen unsteten Look zu erzeugen, wie er bei Aufnahmen mit einer Handkamera entsteht. Dazu ließ er auch bei der Erstellung des Glasmaterials große Sorgfalt walten und arbeitete mit Surface Scattering und volumetrischem Nebel im Refractions-Kanal.

Beim Rendern in V-Ray entschied sich Beeple dafür, ein sehr einfaches Setup zu verwenden. „Keine Lichter, keine GI, kein Himmel, kein Ambient Occlusion, nicht einmal DOF hielten die Renderzeit der Bilder in einem erträglichen Rahmen“, stellt Beeple fest. „Eigentlich ist der ganze Glas-Look ein Versehen, denn ich wollte einen ganz anderen Look haben. Als ich dann das erste Mal die ganze Maschine als Glasobjekt gesehen habe, hat es Klick gemacht, und alle anderen Pläne wurden geändert", lacht Mike Winkelmann. „Während der Produktion sind mir manchmal Zweifel gekommen, ob ich das alles allein schaffen kann. Die Riesenszene mit der Unzahl von Assets und Tausenden von Keyframes in der Timeline! Aber wieder einmal konnte ich mich auf Cinema 4D verlassen. Das klare Interface, die Benutzeroberfläche, die auch vollgepackt mit Objekten schnelles Feedback gewährleistet: das alles gab mir die Mittel an die Hand, inmitten des Berges von Teilen genau das bestimmte kleine Etwas zu finden, an dem ich grade herumschrauben wollte um dessen kleinen Effekt noch ein wenig deutlicher herauszuarbeiten oder zu akzentuieren!“

Mike Winkelmann’s Webseite:
beeple-crap.com