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Die große Cinema 4D Projektions-Bäckerei Wie man Cinema 4D dazu verwendet, spektakuläre Kuchen zu backen und ein Geschäft zu gründen.

Die Anwendungsmöglichkeiten von Cinema 4D sind vielfältig und weit gefächert, jedoch gehört die Erstellung einer Animation zur Projektion auf einen Kuchen zu den eher ungewöhnlichen!

Alles begann damit, dass Simon Spencer-Harvey und seine Partnerin Fiona Candy And Grim Cakes gründeten. Als Teil ihres Serviceangebotes, spezielle Kuchen für Veranstaltungen und Events, sollten Animationen das Ereignis Kuchen abrunden. Tatsächlich ist die Animation nicht nur ein Gimmick, sondern macht aus der vergänglichen Süßspeise ein echtes Ereignis, das im Gedächtnis bleibt. Simon glaubt, das Candy And Grim Cakes weltweit die erste Bäckerei ist, die diesen Service anbietet.

Anlässlich einer Wohltätigkeits-Backveranstaltung erhielt Candy And Grim Cakes seine erste Chance, das neuartige Konzept auszuprobieren. Auch wenn die Veranstaltung in Newcastle-Upon-Tyne nicht besonders herausragend war, ergab sich für das Start-Up doch die Gelegenheit, die neue Idee in der Praxis auszuprobieren und die Reaktionen des Publikums zu beobachten. Wie sich zeigte, waren die Reaktionen enthusiastisch und der Lohn für die Mühe war ein erster Preis in Design und eine Zweitplatzierung für den Geschmack.

Derart bestätigt, wurde das Konzept weiter verfolgt. Simon erklärt den Designprozess: „Wenn das Briefing steht und ein Konzept für den Kuchen gefunden ist, erfolgt die 3D Arbeit in Cinema 4D. Auch Sketch 'n' Toon ist für das Ausarbeiten von Konzepten ein erstklassiges Werkzeug. Ist erst einmal der grobe Rahmen definiert, ist es problemlos möglich schnelle Änderungen einzubringen und umzusetzen. Dass ich präzise 3D-CAD-Zeichnungen der Kuchen habe, gibt mir die Möglichkeit, die Form in die einzelnen Schichten zu zerlegen. Basierend darauf lassen sich dann genaue Dimensionen ermitteln, mit denen ich für das Backen Mengen veranschlagen kann und schon in voraus weiß, welche Backformen ich benutzen muss. Ich kann damit auch die Struktur des Kuchens besser verstehen. Wenn ich zum Beispiel einen Kuchen machen möchte, dessen Form kompliziert und grazil ist, kann ich mit Cinema 4D die Schwerkraft im voraus simulieren und sehen, wie er sich in der Realität verhalten wird.“

Der nächste Schritt ist dann praktischer Natur: Simon und Fiona backen den entworfenen Kuchen und dekorieren ihn. Zur Zeit experimentieren die beiden damit, Dekorationen für die Kuchen in 3D zu drucken. Derzeit wird ein Ultimaker dazu benutzt, maßgeschneiderte Silhouetten und Gussformen zu erzeugen. Der nächste Schritt wird die Anschaffung eines ChefJet-Druckers sein, mit dem man auch Schokolade und Zuckerstrukturen drucken kann. Derzeit hat dieser Drucker für das United Kingdom aber noch keine Freigabe als lebensmittelsicheres Gerät.

Wenn der reale Kuchen dann fertig ist, muss er gescannt werden, da sich im Vergleich zur virtuellen Vorlage Variationen ergeben haben. Diese Scans werden auf Fotos durchgeführt, und dann mit den passenden Programmen in 3D-Modelle umgesetzt. Dabei ist aber noch nicht endgültig eruiert, welches Programm die besten Resultate liefert. Dazu stellt Simon fest: „Zur Zeit verwenden wir 123Dcatch, aber wir planen auf PhotoScan von Agisoft umzusteigen. Um die nötigen Fotos zu machen, verwenden wir ein Fotozelt mit einer motorisierten Drehplatte, die sich für die Aufnahmen gleichmäßig drehen läßt.“

Schließlich werden für den 3D-Scan in Cinema 4D UVW-Koordinaten angelegt und alle Verzerrungen ausgeglichen, die durch Kamera und Projektor entsehen. Im nächsten Schritt wird das Modell nach MadMapper übertragen.

Wie die Animation letztendlich aussieht, ist vom Auftrag abhängig, den Candy And Grim Cakes erhält, von der Marke, um die es sich dreht, der vereinbarten Kuchenform und der Geschichte, die Candy And Grim Cakes erzählen möchten. Üblicherweise sind die Animationen für diese Art der Präsentation nicht wie reguläre Filme mit Anfang und Ende, sondern vielmehr im Loop ablaufende Clips. So besteht die Herausforderung im Wesentlichen darin, eine spannende Performance abzuliefern, in die man jederzeit Einsteigen kann und die die Zuschauer in ihren Bann zieht, wann immer sie in den Film einsteigen. „Um die Animationen zu erstellen, ist uns jedes Mittel recht“, sagt Simon lachend. „Natürlich spielen MoGraph, Dynamics und Deformer eine tragende Rolle bei der Animation. Aber wir haben schon so ziemlich alles einmal eingesetzt. Sogar XPresso und Plug-ins wie Voxygen, Transform oder Signal hatten schon Auftritte!“

Bei den Filmen ist ein Grundelement, dass die Animationen der Form der Kuchen folgen. Dadurch unterscheidet sich diese Art des Projektions-Mappings von anderen Anwendungen der Technik. Für das Publikum ist es eine spektakuläre Erfahrung, wenn der Kuchen durch die Animation sozusagen zum Leben erwacht. Genau diese Erfahrung hatte Candy And Grim Cakes versucht, bei der Veranstaltung in Newcastle zu erzielen. Dabei haben Simon und Fiona ihre zuvor erworbenen Erfahrungen bei großen Projektions-Mapping-Events, mit Wänden, ganzen Gebäuden und Bühnen als Projektionsflächen, sozusagen miniaturisiert in die Welt der Kuchen und Torten übertragen.

Eine Herausforderung anlässlich des Newcastle-Events war das Rennen gegen die Zeit. „Um den fertigen zweiminütigen Film in 1080p zu produzieren, brauchten wir etwa 12 Stunden, inclusive Renderzeit“, sagt Simon.

Wenn die Animation fertig ist, liegt die nächste Herausforderung darin, sie korrekt auf den Kuchen zu projizieren. Dabei ist es wichtig zu wissen, was für eine Art von Projektor man zur Verfügung hat. Candy And Grim Cakes hat schon mit einer Reihe unterschiedlicher Projektoren mit verschiedenen Linsen-Ratios und Lichtstärken gearbeitet. „Das ist oft vom Budget abhängig“, sagt Simon. „Damit die Animationen gut projiziert werden können, brauchen wir wenigstens eine Lichtstärke von 4000 Lumen und Full-HD-Auflösung. Feineinstellungen können dann ganz nach Bedarf entweder in der Postproduktion oder direkt vor Ort gemacht werden.“

„Hier wird auch wieder Cinema 4D verwendet, um die Position der Projektors in Relation zum Kuchen zu ermitteln. Dabei werden gleich die Projektionseigenschaften des jeweiligen Projektors mitberücksichtigt“, sagt Simon. „In einigen Fällen haben wir sogar mit Spiegeln gearbeitet, um die tatsächliche physische Distanz des Projektors reduzieren zu können. Dank Cinema 4D konnten wir da vieles einfach vorher virtuell ausprobieren. Auch wenn wir es mit Projektoren mit besonders stumpfen Projektionskegeln zu tun hatten, kam Cinema 4D zum Einsatz und wir haben damit einfach deren Eigenheiten im Voraus simuliert.“

Nach dem Erfolg in Newcastle arbeitet Candy And Grim Cakes gerade an einer Torte, die wie ein Mondoshawan geformt ist. Mondoshawan ist eine außerirdische Lebensform aus dem Film „Das fünfte Element“ (in der deutschen Version Mondoshima genannt). Daneben ist man bei Candy And Grim Cakes dabei, mit Cinema 4D ein noch engeres Zusammenspiel mit MadMapper zu erreichen. „Dazu arbeiten wir gerade daran, eine Reihe eigener Hardware-Erweiterungen zu entwickeln, die uns die Dekoration der Kuchen erleichtern sollen. Zudem wollen wir auch unseren Horizont erweitern, denn theoretisch kann die für die Kuchen entwickelte Technik auch anderweitig verwendet werden, zum Beispiel bei Ausstellungen oder für Aktionen im Einzelhandel. Aber das“, sagt Simon schmunzelnd, „ist noch Zukunftsmusik!“


Das Copyright für alle Bilder liegt bei Candy And Grim Cakes.

Video: www.vimeo.com/140420103
Weitere Info unter: www.candyandgrimcakes.com


Author

Duncan EvansFreiberuflicher Autor – Vereinigtes Königreich