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Projection Mapping auf dem Opernhaus von Sydney Das Kreativstudio Bemo lässt das Wahrzeichen von Sydney beim jährlichen „Lighting the Sails“ Event im Licht einer kunstvollen Charakteranimation erstrahlen.

Seit 2013 hat sich BEMO aus Los Angeles einen Ruf als talentierte und innovative Kreativ-Boutique erarbeitet, deren künstlerischer Einfallsreichtum und technische Problemlösungskompetenz bei der Arbeit an designorientierten Animationen, VFX und immersiven Projekten bestens zur Geltung kommt. Cinema 4D ist seit langer Zeit fester Bestandteil der Produktionspipeline des Studios. Zu den neuesten Projekten, denen das Team seinen unverwechselbaren Stil verliehen hat, zählen die beliebte TV-Serie „Dream Corp LLC“, eine Installation im Jaguar Land Rover Museum und das sensationelle Musikvideo zu „This is America“ von Hiro Murai.

Unter der Leitung von Design und Technical Director Brandon Parvini und Producer Brandon Hirzel arbeitete das Team von BEMO ganze drei Monate an einem zwölfminütigen Projection Mapping für das „Lighting of the Sails“ Event, welches im Rahmen des Vivid Festivals in Sydney von Mai bis Juni 2019 stattfand.

In Zusammenarbeit mit dem visionären Regisseur und Künstler Andrew Thomas Huang, der für seine Musikvideos für FKA twigs, Björk, Sigur Rós und Tom Yorke bekannt ist, erstellten sie die Motion Designs, die jeden Abend in einer Dauerschleife auf das legendäre Opernhaus projiziert wurden.

Das Animationsteam bekam den Auftrag, menschliche Bewegungen zu studieren und diese mit einem floralen Thema in ein Stück von Huang zu integrieren. Die Veranstalter des Vivid Festivals beschreiben es als ein „üppiges und eindringliches projiziertes Kunstwerk tanzender Skulpturen, die von der einheimischen Flora Australiens inspiriert sind.”

„Huang versorgte uns mit einer ganzen Reihe australischer Blumen, die als Inspiration für das Stück dienten. Gemeinsam mit ihm wählten wir fünf davon aus, um daraus eine schöne Vielfalt an animierten Texturen, Farben und flüssigen Bewegungen abzuleiten. Diese sollten dann mit zeitgenössischen Tanz- und Motion Capture-Technologien kombiniert und schließlich auf die Segel des Opernhauses von Sydney projiziert werden“, erklärt Parvini.”

BEMO legte den Grundstein des Charakterdesigns mithilfe von Cinema 4D und erstellte auch alle Animationen und Simulationen in der 3D-Software. „Es war sehr wichtig, die Tänzerin eindeutig erkennen zu können und so einen Bezugsrahmen zu haben, denn sonst würde sie leicht zu abstrakt wirken und die Zuschauer würden die Bewegung nicht verstehen“, fügt Parvini hinzu.

„Das umfangreiche Featureset von Cinema 4D Release 20 erlaubte es uns, frei zu experimentieren und einen innovativen, prozeduralen Ansatz bei der Erstellung der Charaktere zu wählen. Obwohl ein 12-minütiges Stück natürlich viel Arbeit erfordert, blieben wir so sehr agil bei der Animation der Schwenks und Drehungen, um die richtige Balance für jeden Charakter des Stücks zu finden.”

Bei Rogue Studio in Los Angeles veranstaltete das Team von Bemo eine Motion Capture-Session vor projizierten Bildern des Opernhauses von Sydney, bei der die Bewegungen der Tänzerin Genna Moroni und die Choregraphie von Toogie Barcelo aufgenommen wurden. Sobald die FBX-Dateien der Moacap-Session zur Verfügung standen, animierte BEMO eine weibliche Figur, die grob den Proportionen der Tänzerin entsprach und entwickelte eine Reihe weiterer Charaktere. „Das waren die verrücktesten Rigs, die ich je gebaut habe“, erklärt Parvini. „Normalerweise nutzt man als Grundlage eine menschliche Form mit einem einfachen Skelett darin. Die Vivid Rigs waren fast komplett dynamisch und prozedural.“ Interessanterweise gestaltete BEMO die visuellen Rhythmen der Tanzbewegungen und deren Tempo, ohne auch nur einen Audio-Klick-Track zu haben.

Insgesamt renderte BEMO innerhalb mehrerer Wochen auf Systemen mit Cinema 4D und Redshift sowie Octane fast 30.000 Frames an 4K-Footage. Während des „Lighting of the Sails“ wurde die Animation mithilfe eines zentralen Disguise d3-Servers und sechs Laserprojektoren auf das Opernhaus von Sydney projiziert.

Für die Arbeit mit den Hair Dynamics, Constraints und Rigging-Werkzeugen von Cinema 4D nutzte das BEMO-Team Teile der Blumen des Quellmaterials wie Stängel und Blüten als Basis und extrahierte aus den Motion Capture-Aufnahmen Tanzsequenzen mit einer Länge von dreieinhalb bis vier Minuten. Jede davon sollte den Charakter und die verschiedenen Persönlichkeiten beschreiben, welche die australische Flora repräsentiert.

„Manche Szenenelemente waren an der Haut der Charaktere oder ihren Bones befestigt“, sagt Parvini. „Beispielsweise haben wir X-Particles verwendet, um eine Wurzel als Bein oder Blumen als Torso mit Armen zu erzeugen. Mithilfe der Deformer in Cinema 4D konnten wir die generierten Formen auf das geriggte Mesh projizieren oder sie mit einem Tracer anbringen, der auf die originale Bone-Struktur verweist.”

BEMO nutzte den neuen Workflow des Alembic Systems in Release 20, um Animations-Sequenzen in das Rigging System zu backen, welche die Stabilität jedes Charakters gewährleisten und außerdem verhindern, dass Simulationen neu ausgeführt werden müssen. „Die Alembic Files sind ein extrem wichtiger Teil unseres Workflows, da sie mit Splines, Hair, Partikeln, Farben, Vertex Maps und mehr umgehen können“, fügt Parvini hinzu.

Die Vorder- und Hintergrund-Modi in Cinema 4D verwendete BEMO, um im 3D-Modell des Opernhauses die Elemente zu maskieren, welche die Segel darstellen und die Kamera so zu kalibrieren, dass das Team mit ihr die Perspektive der Projektoren an die Form der Segel anpassen konnte. „Im Wesentlichen muss man die Weitwinkelaufnahmen von einem Aussichtspunkt aus rendern, der dem ähnelt, an dem die Bilder auf die Leinwand projiziert werden", erklärt Parvini. “Da wir wussten, dass die Bilder im Freien projiziert werden würden und nur schwaches Umgebungslicht zur Verfügung steht, haben wir helle und farbenfrohe Elemente verwendet und Mittel- bis Grautöne vermieden.

„Das Vivid Festival war eine der größten Herausforderungen meiner Karriere und ich musste auf meine bisherige Erfahrung setzen, um die Grundlagen im Griff zu haben und darauf aufzubauen, wie die Stockwerke eines Hauses. Diesmal habe ich auf jeden Fall ein paar zusätzliche Stockwerke draufgepackt“, sagt Parvini.


Credits:
Regisseur: Andrew Thomas Huang
Producer: Olivia Hantken

Design und Animation: BEMO
Executive Producer: Brandon Hirzel
Design/Technical Director: Brandon Parvini

3D Modeler: Patrick Goski
3D Artist: Kenneth Robin
Compositing: William Mendoza
Post Supervisor: Dennis Shin

Musik: Kelsey Lu

Tänzerin: Genna Moroni
Choreographie: Genna Moroni
Motion Capturing: Rouge MoCap