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Der Weg ist das Ziel Der Eröffnungstrailer für das Pause Fest 2018 nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise um die Welt.

Der in Brooklyn lebende Art Direktor und Designer Toros Köse war schon immer von Landkarten fasziniert. Es waren wahrscheinlich die vielen komplizierten Details, aus denen die Karten bestehen, die ihn schon als Kind in ihren Bann gezogen haben. Toros hatte zwar schon zuvor in einigen Projekten Landkarten als Bildmaterial verwendet, sie aber nie zu einem visuellen Hauptelement gemacht – bis er vor Kurzem gefragt wurde, ob er die Opening Titles für das Pause Fest 2018 gestalten möchte.

George Hedon, der Gründer des Pause Fest, wusste nichts über Toros’ Faszination für Landkarten, als er wegen des Projekts Kontakt mit ihm aufnahm. Er erklärte lediglich, dass das Motto des diesjährigen Festivals „Weg = Ziel“ sei und bat Toros, dies bei der Gestaltung der Titelsequenz zu berücksichtigen. Toros arbeitete – zwischen anderen Projekten – etwa sieben Monate lang mit Cinema 4D und Octane Render an den Titeln.

Meleah Maynard sprach für uns mit Toros über seine kreative Herangehensweise an dieses Projekt, das den Betrachter auf eine Reise um die Welt mitnimmt und gleichzeitig in knapp zweieinhalb Minuten sehr subtil die Sprecher des Festivals vorstellt.

T.K.: Außer der Notwendigkeit, das Thema der Konferenz zu integrieren, war das Briefing sehr offen. Ich war total aufgeregt, diese Chance zu bekommen und wollte natürlich etwas vorlegen, das die Konferenz würdig präsentiert. Ich hatte jede Menge Ideen, und nachdem ich mich für einen Weg entschieden hatte, erstellte ich eine PDF-Präsentation, die ich George gezeigt habe. Sie beinhaltete eine Erklärung, was ich tun wollte und Referenzmaterial mit verschiedenen Arten von Karten und Arbeiten der japanischen Künstlerin Noriko Ambe. Ihr Werk ist einfach unglaublich und hat den endgültigen Look meines Films maßgeblich beeinflusst.

Außerdem stolperte ich sehr früh im Projekt über ein paar Zeilen des Gedichts „Little Gidding“ von T. S. Elliot, das mich sehr berührt hat und zu meinem Leitmotiv von Entdeckung und Reise passte. Ich schlug den Text nach und fand, dass es sich wunderbar als Voice-over für das Projekt eignen würde. Da George jedoch bereits einen Autor mit dem Text für die Opening Titles beauftragt hatte, findet sich das Gedicht nicht in der finalen Version des Films. Wir hatten beide Versionen aufgenommen und er entschied sich schlussendlich für den anderen Text, der tatsächlich sehr gut funktioniert.

T.K.: Ich würde eigentlich nicht behaupten, dass ich einen eigenen unverwechselbaren Stil habe, und das war für mich auch immer völlig in Ordnung. Wenn man die Arbeiten auf meiner Webseite anschaut, sieht man, dass ich viel Wert auf den Detailgrad der Bilder lege. Ich mag fururistische Benutzeroberflächen und Hologramme. Ich habe auch bei einigen vorangegangenen Projekten Karten verwendet – besonders als ich an dem Spiel „Destiny: Rise of Iron“ gearbeitet habe. Man könnte sagen, dass meine bisherigen Arbeiten in diesem Projekt gipfeln.

T.K.: Ich bin als Kind kurdischer und türkischer Eltern in Stockholm geboren und aufgewachsen. Als Kind habe ich ziemlich viel gezeichnet und mich für Kameras und Computerspiele interessiert. Meine beruflichen Interessen haben vielleicht etwas damit zu tun, dass ich von der Grundschule bis zum Abitur durchgängig auf einer Waldorfschule war, wo der Fokus stark auf Kunst und Handwerk liegt. In der Oberstufe fing ich an, mich mit Videoschnitt zu beschäftigen und machte eigene Trailer für Videospiele und neu anlaufende Filme. Es waren die begrenzten Animationsfunktionen in der Schnittsoftware, die mich letztlich dazu gebracht haben, mich für After Effects und Cinema 4D zu interessieren.

Ich habe zuerst Medientechnik an der Södertörn Universität studiert. Als ich anfing, mich für Motion Graphics zu interessieren, habe ich mich dann auf Hyper Island beworben. Das ist ein Berufskolleg für digitale Technologie in Stockholm. Ich habe 2011 meinen Abschluss in Motion Design gemacht, anschließend ein viermonatiges Praktikum bei Tronic Studio in New York City und danach ein weiteres Praktikum in Hamburg. Damals war ich hauptsächlich Animator, machte aber auch hin und wieder etwas Design. Ich habe eine Menge durch Tutorials gelernt und auch durch die Cinema 4D Community, die ab 2010 ziemlich aufgeblüht ist.

T.K.: Ich habe New York einfach vermisst, vor allem meine damalige Freundin, die ich dort kennengelernt hatte. Also zog ich zurück und fing an, bei einer Firma namens Super Fad zu arbeiten, die mittlerweile nicht mehr existiert. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, als Freelancer zu arbeiten, war dadurch aber gezwungen, früher anzufangen als geplant. Ich hatte Glück, denn es lief gleich ziemlich gut. Meine Freundin und ich haben 2012 geheiratet und seit 2013 arbeite ich frei. Ich durfte mit einer Menge toller Leute und Studios arbeiten, darunter Blur, Prodigal Pictures/Danny Yount, Gmunk Inc., Imaginary Forces, Trollbäck und Perception. Früher habe ich von zu Hause gearbeitet, jetzt habe ich zusammen mit einem kleinen Team von Artists, die ich 2014 bei einem Projekt kennen gelernt habe, ein Studio. Ich arbeite zwar nach wie vor meistens allein an meinen Projekten für Firmen in New York oder an der Ost- und Westküste, manchmal arbeiten aber auch einige von uns gemeinsam an größeren Sachen.

T.K.: Zunächst habe ich mit prozeduralen Noise Shadern in Cinema 4D herumgespielt, um die Linien für die Karten zu erzeugen. Ich habe Bilder der Noises gerendert und in After Effects auf eine bestimmte Weise nachbearbeitet, bis sie wie Höhenlinien aussahen. Anschließend habe ich dann nach einer Methode gesucht, um die Linien ästhetisch zu animieren. George mochte den Look, und es war ein einfacher Weg, denn ich konnte die selbe Noise Textur für die Linien-Konstruktion und die Topologie der Landschaft verwenden. Sie unterscheiden sich minimal in der Breite aber sie folgen einander.

Die 3D-Topologie habe ich mit Cinema 4D rausgerendert und die Noise-Sequenz anschließend als Textur in Octane Render verwendet, um die Erhebungen zu erzeugen. Es funktionierte, war aber zeitaufwändig, weil ich die Texturen in 8k rendern musste. Wenn ich also zwei Sekunden Noise-Animation haben wollte, musste ich 48 Bilder in 8k rendern und wieder nach Cinema 4D zurückbringen, um sie in Octane zu verwenden.


Credits
Titel: Toros Köse
Musik: Kodomo
Sprecher: Oheri Otobo
Schrift: Jaime Sugiyama
Dank an George Hedon und Oleg Fedotov

In seinem Vortrag auf der FMX 2018 sprach Toros Köse über seine Arbeit am Pause Fest Trailer. Sie können seine Präsentation auf unserem YouTube-Kanal ansehen.


Author

Meleah MaynardFreie Autorin/Redakteurin – Minneapolis, Minnesota