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Cinema 4D schickt Game-Charaktere in die virtuelle Realität SEHSUCHT realisiert mit Cinema 4D und der Unreal Engine eines der ersten interaktiven VR-Musikvideos.

Das Thema Virtual Reality ist 2016 in aller Munde: Verschiedene Hardwarehersteller bringen die nötigen Headsets auf den Markt, mit denen Endanwender völlig in 3D-Welten eintauchen können. Gerade in der Games-Branche entstehen aktuell zahlreiche Titel speziell für die Nutzung mit Head-Mounted-Displays, die ein eindrucksvolles „Mittendrin-Gefühl“ vermitteln.

Das Animationsstudio SEHSUCHT liegt mit seinem ersten VR-Projekt folglich voll im Trend. Für die Single „Reminder“ der Berliner Musikgruppe Moderat produzierte das Team um Regisseur Mate Steinforth ein VR-Video, welches den Zuschauer auf eine spektakuläre Reise durch eine düstere Welt entführt.

Das Besondere an dem Projekt: Das interaktive VR-Video läuft in der Unreal Engine und unterstützt somit das Head Tracking von VR-Brillen wie Oculus Rift. Während der gesamten Kamerafahrt durch die surreale, in trostlosem Grau gehaltene Landschaft kann der Betrachter sich frei um 360 Grad drehen und erlebt die Welt wie mit eigenen Augen. Dabei verfolgt er die Geschichte zweier humanoider Wesen bei ihrer Knochenarbeit, die darin besteht, Kristalle abzubauen und einer Gottheit als Opfer darzubieten.

Der Songtext und die visuelle Umsetzung des Videos gehen dabei Hand in Hand. Aufgrund der ernsten Thematik des Songs, die Raum für politische Interpretation lässt, entschieden sich Mate und sein Team für einen abstrakten Look. Zudem begünstigte die geringe Größe des Teams den reduzierten Grafikstil, den SEHSUCHT in Zusammenarbeit mit Moderat entwickelte. Die monochromen Texturen sollen dabei die triste Atmosphäre der Umgebung noch verstärken. Als Inspiration für das Design dienten zahlreiche Independent Games, die seit einigen Jahren immer populärer werden.

Die Produktion von 3D-Assets für die Verwendung in einer Game-Engine stellte SEHSUCHT vor neue technische Herausforderungen. Da die Unreal Engine das Video in Echtzeit rendert, musste die Performance der verwendeten Szenen stark optimiert werden. Schließlich stellen VR-Brillen sehr hohe Anforderungen an die Hardware und benötigen gleichzeitig konstant hohe Bildwiederholraten von 75 bis 120 fps, um dem Betrachter eine angenehme Erfahrung zu bieten. Bei der Erstellung der 3D-Modelle in Cinema 4D achtete das Berliner SEHSUCHT-Team darum besonders darauf, die Komplexität der Szene und die Polygonzahl möglichst gering zu halten.

Neben den technischen Konsequenzen hatte die VR-Produktion auch Auswirkungen auf das Design und Konzept des Projekts, wie Mate beschreibt: „Kurz zusammengefasst bedeutet VR im Wesentlichen, dass man ohne Schnitte auskommen sollte und der Betrachter den Blickwinkel selbst bestimmt. Es gibt also kein klassisches Framing. Daher muss man das Interesse des Betrachters durch den geschickten Aufbau der Szene führen und ihm mehr Zeit einräumen, um die Umgebung zu erkunden.“

Nachdem SEHSUCHT die Geschichte des Videos konzipierte hatte, konnte die Gestaltung der Charaktere beginnen. Diese wurden in Cinema 4D modelliert und anschließend in den online verfügbaren Auto-Rigger von Mixamo geladen. Hier suchte das Team von SEHSUCHT in einer Animations-Bibliothek nach passenden Bewegungen für die Figuren und wurde fündig: Da sich das Projekt wie ein Videospiel anfühlen sollte, brachte das Tool bereits etwa 80 % der benötigten Animationen als Presets mit.

Zur weiteren Bearbeitung kamen Cinema 4Ds Charakter-Tools zum Einsatz. Die Animationen der Charaktere wurden aus Mixamo exportiert und in Cinema 4D zu Motion Clips konvertiert. Diese Motion Clips wurden anschließend zusammengebaut und überblendet, um die Übergänge zwischen den einzelnen Animationen nahtlos zu gestalten. Mit Hilfe der Motion Layer animierte SEHSUCHT Details wie etwa spezifische Handgesten, welche nicht in den Motion Capture Clips enthalten waren. „Die Motion Layer waren eine große Hilfe für die Charakteranimation, denn mit ihnen konnten wir die Motion Capture Clips ähnlich wie in einem Schnittprogramm anpassen und verschieben“, erklärt Mate. Um zusätzlich eigene Motion-Capture-Aufnahmen anzufertigen, nutzte SEHSUCHT Microsoft Kinect in Verbindung mit der Software iPi Soft Motion Capture.

Bevor die 3D-Assets aus Cinema 4D schließlich in die Unreal Engine exportiert wurden, kam der Befehl „Objekte Backen“ zum Einsatz, damit die Animationen in der Game Engine sauber ablaufen.

Mit ihrem interaktiven VR-Musikvideo zeigen SEHSUCHT eindrucksvoll, welche faszinierenden Erlebnisse mit VR möglich sind. Darum wurde das Projekt für die Teilnahme an der Kaleidoscope VR World Tour ausgewählt, welche die besten VR-Erfahrungen in Metropolen auf der ganzen Welt präsentiert. Die Nominierung beweist: Cinema 4D ist in den Händen eines kreativen Teams das ideale Werkzeug für die Produktion von 3D-Content für VR!

Hinweis: Die interaktive VR-Fassung für Oculus Rift ist kostenlos auf der Website von wearvr verfügbar. Auf YouTube finden Sie die nicht interaktive Videofassung.


Credits
MODERAT „Reminder“
Produziert von SEHSUCHT Berlin
Drehbuch und Regie: Mate Steinforth
Konzept, Co-Artdirection und Grafik von PFADFINDEREI


Author

Sebastian BeckerOnline Editor & Content Manager, Maxon