Microsoft: Rebrand für den Bing Chat und Office 365 mit Maxon One

Als Microsoft Anfang des Jahres den neuen Bing Chat und das Rebranding von Office 365 vorbereitete, beauftragte das Unternehmen den New Yorker Künstler Wes Cockx mit der Gestaltung der Werbevideos. Cockx, der schon lange mit Microsoft zusammenarbeitet, brachte seinen einzigartigen Stil in beide Projekte ein. Sein heller, klarer und farbenfroher Stil passte perfekt zu den beiden Projekten.

Wir sprachen mit ihm über die Entstehung der beiden Projekte, die Zusammenarbeit mit Microsoft und darüber, wie er Cinema 4D und Redshift als Teil seiner Pipeline einsetzt.

Erzähl uns von deinem Werdegang zum 3D-Artist.

Cockx: Ich begann meine Karriere als Grafikdesigner mit Schwerpunkt Branding, bevor ich meine wahre Berufung als 3D-Illustrator fand. Nach einem wichtigen Job als Freelancer bei Disney beschloss ich, mich hauptberuflich selbstständig zu machen. Ich war mir nicht sicher, ob ich es schaffen würde, aber ich dachte mir, dass ich immer einen neuen Job bei einer Agentur finden würde, wenn es nötig wäre.

Zum Glück hatte ich großes Glück und musste nie zurückblicken. Ich habe an coolen Projekten mit Microsoft, Meta, Vans, Google und GoDaddy gearbeitet. Es ist jetzt schon eine ganze Weile her und ich konnte meinen eigenen Stil finden. Ich liebe meinen Job.

Sprich über deine laufende Beziehung zu Microsoft.

Cockx: Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem der ersten Art-Direktoren, der mich vor ein paar Jahren eingestellt hat. Damals sprachen wir nicht über ein bestimmtes Projekt, aber er bekundete sein Interesse an einer Zusammenarbeit, wenn sich die richtige Gelegenheit ergibt. Diese Vorgehensweise scheint dem Stil von Microsoft zu entsprechen, da sie dazu neigen, auf Artists und Agenturen zuzugehen, deren Portfolios mit ihrer bestehenden Ästhetik übereinstimmen.

Ein paar Monate später meldeten sie sich bei mir. Ursprünglich erwartete ich ein kleineres Projekt, aber zu meiner Überraschung luden sie mich ein, an einem der größten Projekte mitzuarbeiten, die ich je für sie durchgeführt habe - Fluent UI, ein robustes Designsystem, das Entwicklern dabei hilft, überzeugende Produkte und Erlebnisse zu schaffen.

In den darauffolgenden Monaten folgten weitere Projekte, die sich alle ganz natürlich entwickelten. Die Teams, mit denen ich zusammengearbeitet habe, sind sehr unterschiedlich und bieten eine große Bandbreite an Erfahrungen. Dies ist mein zehntes Projekt, mit ein paar kleineren und einigen größeren Projekten.

Das Bing-Chat-Projekt hatte einen sehr engen Zeitplan, richtig?

Cockx: Ja. Als sie an mich herantraten, war es etwa zweieinhalb Wochen vor dem eigentlichen Starttermin von Bing Chat. Der Zeitplan für die Veröffentlichung hatte sich unerwartet deutlich nach vorne verschoben, so dass sie sofort ein Einführungsvideo brauchten. Sie boten mir die Gelegenheit und sagten: "Wir haben dieses wichtige Bing-Chat-Einführungsvideo und würden uns freuen, wenn du es übernehmen könntest. Die Herausforderung ist, dass du es innerhalb von zwei Wochen liefern musst."

Ich dachte über die Machbarkeit der Aufgabe nach und besprach die Details mit ihnen. Sie wussten, dass ich für größere Projekte mein eigenes Team habe, das ich bei Bedarf hinzuziehe. In Anbetracht des engen Zeitrahmens hätte ich das Projekt nicht ohne mein Team durchführen können. Wir haben einen sehr effizienten Arbeitsablauf festgelegt, und obwohl es weniger Raum für Experimente gab, haben wir Ideen aus meinem Portfolio als Referenzpunkte genommen und darauf aufgebaut.

Erzähl bitte mehr über deinen Prozess.

Cockx: Wir mussten die gesamte Benutzeroberfläche (UI) und die Elemente der Benutzererfahrung (UX) animieren. Da die Zeit knapp war, erhielten wir die Genehmigung für Hardware-Renderings anstelle von umfassenden Renderings und kombinierten diese dann mit vollständig texturierten statischen Bildern. Diese Assets wurden zur weiteren Bearbeitung an Microsoft geschickt.

Bei Microsoft begann das interne Team mit dem Videoschnitt. Aufgrund des engen Zeitplans mussten wir das Video nur 24 Stunden später für die Effekte an das Tonstudio schicken. Kurz vor der endgültigen Präsentation hatte ich die Gelegenheit, das fertige Video zu überprüfen, nur 10 bis 12 Stunden vor der Veröffentlichung.

Dieses Projekt erforderte ein intensives zweiwöchiges Engagement, bei dem wir alle praktisch rund um die Uhr arbeiteten. Die Freude darüber, dass das Projekt fast sofort online ging, war sehr groß. Ungefähr drei Wochen nach dem Start des Projekts gab es ein surreales Gefühl des Nachdenkens, weil wir uns fragten, ob wir es geschafft hatten. Aber die Tatsache, dass es in der Öffentlichkeit steht, spricht für sich selbst.

Erzähl uns von dem Rebranding von Microsoft 365.

Cockx: Meine beiden wichtigsten Tools sind Cinema 4D und Redshift. Natürlich gibt es noch ein paar andere unverzichtbare Tools, vor allem Photoshop, Substance und After Effects. Das Microsoft 365 Rebranding konzentrierte sich auf Stoffsimulationen. Früher habe ich Houdini für sehr spezielle Aufgaben wie diese benutzt, aber als Maxon das Simulationssystem aktualisiert hat, habe ich es nicht mehr benutzt, weil ich jetzt Dinge in Cinema 4D genauso effizient erledigen kann.

Hast du dich für dein Rendering auf Redshift festgelegt?

Cockx: Ich habe meine Pipeline vor etwa vier Jahren auf Redshift umgestellt und mit der verbesserten Integration in Cinema 4D habe ich nicht einmal in Erwägung gezogen, zu meinen früheren Renderern zurückzukehren. Vor allem die Hinzufügung von Random Walk zum Subsurface Scattering in Redshift war ein großer Schritt nach vorn für meine Arbeit.

Wie findest du ein Gleichgewicht zwischen deinem Stil und den Anforderungen der Marke?

Cockx: Manchmal gibt es Fälle, in denen ich Anfragen von Kunden erhalte, bei denen ich mich frage, warum sie mich für ein Projekt angesprochen haben, weil ich mich selbst nicht als den richtigen Partner ansehen würde. Das kann bei Projekten wie der Charakteranimation passieren oder wenn die Referenzen ein komplettes Portfolio eines anderen Artists sind, den ich nicht nachahmen möchte. Es ist interessant, dass diese Referenzen manchmal sogar von Leuten kommen, die ich persönlich kenne, sogar von Freunden.

Ich finde den Ansatz von Microsoft erfrischend. Sie präsentieren mir keine großen Decks voller Referenzen von anderen Artists und Agenturen. Ihre Decks zeigen meine eigene Arbeit als Ausgangspunkt. Auch wenn es einige Referenzen außerhalb des Microsoft-Kontextes gibt, bleiben sie in der Regel offen für ihren Stil und lassen mir Raum, um zu experimentieren und meine eigenen Ideen einzubringen.

Hast du einen Rat für 3D-Artists, die ihren eigenen Stil entwickeln wollen?

Cockx: Das Wichtigste ist, dass du nicht zu viel nachdenkst. Erlaube deinem Stil, sich auf natürliche Weise und ohne unnötigen Druck weiterzuentwickeln. Fixiere dich nicht auf die Arbeit anderer und versuche, deinen eigenen Ansatz zu finden. Manche Artists haben von Anfang an eine klare Vision, während andere Zeit brauchen, um sie zu entwickeln. Ein authentischer Stil lässt sich nicht erzwingen, er entwickelt sich von selbst.

Wichtig ist auch, dass du dir deine Neugierde bewahrst. Lerne und experimentiere weiter, auch wenn die ersten Versuche nicht sofort zum Erfolg führen. Die Leute kommentieren oft die Endergebnisse in den sozialen Medien, aber sie wissen nicht, dass es einen Ordner mit Experimenten gibt, die nicht funktioniert haben oder unscheinbar waren. Diese Dateien können auf meiner Festplatte verweilen und manchmal jahrelang unangetastet bleiben. Es gibt aber auch Fälle, in denen ich über etwas stolpere, das ich schon einmal versucht habe und an dem ich gescheitert bin, nur um festzustellen, dass es plötzlich Sinn macht und zu einer nützlichen Idee wird.