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Wie ein musikalischer Meister die Entfaltung des Universums visualisierte Luigi Tasso spricht über die Verwendung der Tools von Red Giant zur Visualisierung seiner musikalischen „Genesis“.

Luigi Tasso erweiterte erst kürzlich seine Fähigkeiten um die visuelle Kunst, während er an seiner Masterarbeit am Berklee College of Music in Valencia, Spanien, arbeitete. Mithilfe von Red Giant-Tools, darunter Trapcode Particular, Tao und Knoll Light Factory realisierte er ein achtminütiges, animiertes Musikvideo mit dem Titel „Genesis“.

Im Gespräch mit uns verrät Luigi Tasso Einzelheiten über das Musikvideo, das den Zuschauer auf eine Reise durch die Entstehung von Raum und Zeit mitnimmt.

Tasso: Ich bin ein französisch-libanesischer audiovisueller Künstler. Ich begann meine Reise als Produzent von elektronischer Musik und beschäftigte mich nach und nach mit Klavier, Filmmusik, immersivem Sound und später auch der Animation. Ich habe Musikkomposition und Technologie an der Northeastern University in Boston studiert und anschließend einen Master-Abschluss am Berklee College of Music in Valencia in Spanien erworben.

Visuelles ist dabei ziemlich neu für mich. „Genesis“ ist mein erstes Experiment als visueller Künstler. Ich habe verschiedene Arten von Musik gemacht, aber irgendwann beschlich mich das Gefühl, dass ich meine Geschichten nicht in Gänze erzählen konnte. Daher beschloss ich, visuelle Bilder zu schaffen, um meiner Musik eine Dimension und eine Geschichte zu verleihen. Die Kombination von Musik und Bildern macht es möglich, mir Ideen auf eine tiefere Art und Weise vorzustellen und jedes Projekt als einen Film mit einer Geschichte und einem Konzept zu betrachten.

Tasso: Vor etwa drei Jahren begann ich, über Ideen für die Abschlussarbeit meines Masterstudiums nachzudenken. Dabei wusste ich noch nicht, wie man animiert. Ich war aber fest entschlossen, es zu lernen. Der Raum und die Idee, Gott zu spielen, faszinierte mich schon immer. Man hat die volle Kontrolle über etwas, das man aus dem Nichts erschafft.

Darüber hinaus wollte ich mit diesem Projekt der Welt meine Kunst vorstellen, meine eigene, persönliche Genesis. In den ersten Monaten begann ich, das Projekt mit Bleistift und Papier zu konzipieren und zu skizzieren. Dabei erforschte ich auch musikalische Ideen. Es war schwer, das Projekt visuell zu gestalten, da ich keine Ahnung von Animation hatte.

Also verbrachte ich viel Zeit damit, die Struktur zu beschreiben und Ideen aus der Geschichte mit musikalischen und visuellen Ideen zu verbinden. Nach etwa sechs Monaten waren sowohl das Konzept als auch die Struktur für die Musik fertig. Dann begann ich mit der Erstellung der Animation für die erste Szene von „Genesis“.

Wenn ich zurückblicke, war ein gut geplantes Konzept vermutlich der wichtigste Teil des Projekts, weil dadurch alles Weitere viel klarer wurde. Ich hatte eine feste Struktur, einen festen Zeitplan und ein System von Regeln und Einschränkungen, die den gesamten Prozess erheblich vereinfachten.

Tasso: Ja, die Arbeit wurde größtenteils in chronologischer Reihenfolge durchgeführt. Das war für das Projekt sehr sinnvoll, weil ich zeitlich der Entwicklung des Universums gefolgt bin. Mein Ziel war es, dass die Musik sich harmonisch, melodisch, rhythmisch und dynamisch weiterentwickelt.

Das galt auch für die visuelle Gestaltung. Mir war klar, dass ich mich im Laufe des Projekts auch als Animations-Artist weiterentwickeln würde. Also nutzte ich das von Anfang an als Strategie, um eine natürliche Entwicklung zu schaffen. Mit dem Fortschreiten der Zeitachse wurde die Animation immer komplexer, immersiver, dimensionaler und dynamischer.

Ich wollte, dass die Kamera während der mehr als 40 Szenen immer wieder herauszoomt und keine Schnitte macht, um die Idee zu verdeutlichen, dass unser Universum sich ständig weiterentwickelt und seit der Zeit seiner Entstehung nie stehen geblieben ist. Nach vielen Experimenten begann ich, Techniken für Übergänge zu entwickeln. Eine davon war die Idee von Tunneln. Dafür habe ich hauptsächlich Tao und Form von Trapcode verwendet.

Nachdem die Zeitachse fertiggestellt worden war, verbrachte ich weitere sechs Monate damit, die gesamte Animation zu verfeinern, indem ich bestimmte Szenen neu erstellte, weitere Details hinzufügte, sowie Farben, Bewegungen und Übergänge überarbeitete.

Tasso: Ich habe die Szene zuerst skizziert und viele Symbole gezeichnet, die mit der Entstehung des Universums zusammenhängen. Die Idee war, diese Symbole im gesamten Video zu verwenden, um die verschiedenen Elemente und Phasen der Entwicklung des Universums darzustellen.

Die Szene beginnt mit einem Kreis, der Raum und Zeit darstellt, und einem Quark, dem ersten Element der Evolution, das sich im Raum ausbreitet. Ich habe eine Reihe von After Effects-Werkzeugen verwendet, um Radioaktivität und hohe Energie zu visualisieren.

Ich wollte zeigen, dass unser Universum aus diesem Moment stammt und jedes Element, das heute existiert, auf diesen Augenblick in Raum und Zeit zurückgeht. Die Stunden- und Minutenzeiger der Uhr enthalten Energiesymbole, die das hohe Maß an Wärme und Dichte bei der Entstehung des Universums darstellen.

Tasso: Ich mag den Abschnitt über die Planeten und Sterne, wo ich mich auf das Orb-Plugin von Video Copilot verlassen habe. Für die Entstehung des Mars habe ich eine Technik genutzt, bei der eine animierte Maske auf der Oberfläche des Planeten verschiedene Effekte steuert. Form und Tao von Trapcode wurden verwendet, um die Kugeln um den Planeten herum zu erstellen. Die gesamte Szene wurde durch die Animation so vieler Elemente wie nur eben möglich zusammengestellt.

Tasso: Meine Liebe zu Filmen und zum Geschichtenerzählen begann schon sehr früh, lange bevor ich meine Leidenschaft für Musik entdeckt habe. Ich habe immer davon geträumt, meine eigenen Filme zu drehen, hielt es aber ohne ein großes Team für unmöglich.

Als ich jünger war, besaß ich auch eine kurzlebige Leidenschaft für das Bauen von Häusern, Schlachtfeldern und Welten. Und ich liebte das Zeichnen. Das Erlernen der Animation brachte all diese verlorenen Leidenschaften in gewisser Weise zurück in meine Kunst.


Author

Michael MaherFilmemacher und Autor – Denton, Texas