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Jupiter Ascending: Orbitalkontrollen mit Cinema 4D Für das neue SF-Epos der Wachowskis mussten Hunderte von Effekt-Shots realisiert werden. Einige entstanden mit Hilfe von Cinema 4D.

Lana und Andy Wachowski haben dem internationalen Kinopublikum schon eine ganze Reihe von spektakulären Science-Fiction-Filmen beschert, die dem Zuschauer allesamt ein visuelles Festbankett boten. Als für das neue Epos der beiden Filmemacher Displays, Statusanzeigen und taktische Bildschirmdisplays benötigt wurden, war das in London ansässige Territory Studio einer der ersten Anlaufstellen. Territory hatte bereits für Ridley Scotts „Prometheus“ vergleichbare Arbeiten abgeliefert. Das Studio sollte die Bildschirmoberflächen der Navigationssysteme der Raumschiffe gestalten, die in verschiedenen Szenen zu sehen sind. Dabei mussten unsichtbare Kräfte wie Gravitation, Wurmlöcher und Tarnsysteme über die Displays visualisiert werden. Hugh Bateup, Produktionsdesigner für „Jupiter Ascending“, stellte die Idee in den Raum, dreidimensionale Wetterkarten als kreativen Ausgangspunkt für das Design zu verwenden. Daneben war da noch das bereits bestehende Designkonzept, das den Rest der Szenen illustrierte: Ganze Kommandobrücken für die Raumschiffe, Raumanzüge, Landschaftsumgebungen bis hin zu einem eigenen Font für das Projekt – alles war bereits fertig gestaltet. Einerseits konnte dieser Gestaltungsfundus als Inspiration dienen, andererseits mussten die Anzeigen zu den bestehenden Designs passen.

Als ersten Ansatz begannen David Sheldon-Hicks von Territory und sein fünfköpfiges Team damit, sich die isometrischen Linien anzusehen, mit denen Wetterfronten dargestellt werden, und zu überlegen, wie sie damit 3D-Energiefelder in organisch animierten Formen gestalten können. Die daraus entwickelten Szenen wurden mit dann in Cinema 4D mit Thinking Particles und XPresso in Szene gesetzt. Indem zwischen 100 und 1000 Partikel erzeugt und mit Effektoren gesteuert wurden, tastete man sich an das endgültige Aussehen für die Anzeigen heran. Dass diese Art von Animation ein gewisses chaotisches Element beinhaltet, ist systemimmanent und wurde insbesondere bei Animationen in denen Anfangs- und Endframe identisch sein sollten problematisch. „Die Lösung für das Problem waren schließlich Cinema 4Ds MoGraph Tracer und der Hair Shader“, erklärt David, wie es dem Team dann gelungen ist die wirbelten Wurmlöcher grafisch in einer endlosen Animation für die strategischen Displays einzufangen.

Das nächste Problem folgte auf dem Fuße: Unregelmäßigkeiten auf den realen Bildschirmen in den Sets der Raumschiff-Kommandobrücke mussten ausgeglichen werden. Während bei den meisten anderen Projekten mit vielen Spezialeffekten die Inhalte der Bildschirme in der Postproduktion einkopiert werden, wurden sie bei „Jupiter Ascending“ direkt auf die Glasflächen in den Studioaufbauten projiziert. Die Bewältigung dieses Problems gelang in Zusammenarbeit mit der Firma Compuhire, deren Mitarbeiter dafür verantwortlich waren, die Grafiken am Set auf die Bildschirme zu bringen.

Grundsätzlich wurde mit Projektoren gearbeitet, die entweder am Boden oder an der Decke angebracht waren. An dieser Stelle zahlten sich die Erfahrungen aus, die Territory bei der Arbeit an „Prometheus“ hatte sammeln können. Auf der Kommandobrücke des Raumschiffs waren fünf Hauptkonsolen mit Glasscheiben, die in speziellen Winkeln aufgehängt waren. Die auf diese Glasflächen projizierten Bilder mussten so gestaltet sein, dass die Zuschauer in den Filmtheatern die dargestellten Inhalte klar erkennen können. Die dahinter agierenden Schauspieler mussten aber auch erkennbar bleiben. „Das Glas, das als Projektionsfläche dient, ist mit einem speziellen Azetat beschichtet, das Unreinheiten enthält und dadurch winzige Refraktionen des einfallenden Lichtes erzeugt. Dadurch wird das Licht ein wenig gestreut und erzeugt einen ganz speziellen Effekt. Ridley Scott hat dieser Effekt gefallen und er setzte ihn in ‚Prometheus’ gezielt ein", erklärt David.

In „Jupiter Ascending“ sollten die animierten Grafiken perfekt und in rechten Winkeln dargestellt werden. Die Projektionsflächen waren aber nicht senkrecht zu den Projektoren aufgehängt, so dass ein reguläres Bild bei der Projektion verzerrt wurde. In einem Trial-and-Error-Prozess wurde deshalb ermittelt, wie die Grafiken verzerrt werden mussten, um ein perfekt aussehendes Resultat zu ergeben, und in After Effects ein entsprechendes Setup zur Korrektur der Verzerrung gebaut. „Wir haben sozusagen die Verzerrung in After Effects mit einem Verfahren invertiert, das ziemlich gut funktioniert hat. Auf einigen der gläsernen Projektionsflächen waren sogar geometrische Symbole eingeätzt, die sich dann perfekt in die projizierten Bilder einpassten. So wurde aus Setdesign und projizierter 3D-Grafik im Film ein überzeugendes Ganzes“, resümiert David.

Auch für die Schauspieler stellte diese Vorgehensweise einen Vorteil dar, denn sie konnten tatsächlich sehen, was auf den Bildschirmen vor sich ging, und mussten sich die entsprechenden Grafiken nicht auf einer grünen Fläche vorstellen. Dazu kommen die Reflektion, die Lichtstreuung und das Licht, das an die Umgebung abgegeben wird, was, alles zusammengenommen, das Szenenbild viel realer erscheinen lässt.

Vor Beginn der Dreharbeiten waren die Wachowskis davon ausgegangen, dass alles vor grünen Screens passieren und die eigentlichen Inhalte in der Postproduktion eingefügt würden. So waren sie es von ihren bisherigen Produktionen gewöhnt. Als sie dann die Resultate der Test sahen, sollten die projizierten Grafiken überall eingesetzt werden, was einiges an Änderungen und Redesigns in letzter Minute bedeutete. „Es war eine sehr positive Erfahrung mit den Wachowskis zu arbeiten“, erinnert sich David Sheldon-Hicks, „und unsere Arbeit wirkte inspirierend auf sie.“ Die Motion Designer Nik Hill und Ryan Hayes saßen mit am Set, als Szenen mit Mila Kunis und Channing Tatum gedreht wurden. Dann sahen sich Lana und Andy die Szenen an und brachten direkt ihre Änderungen ein, die die beiden Designer für die nächsten Szenen umzusetzen hatten. Diese Art zu arbeiten ist eine echte Herausforderung, aber direkt mit den Schauspielern und den Regisseuren am Set zu sein, zu arbeiten und zu sehen was daraus wird ist auch eine große Genugtuung.

Vieles von dem was da am Set umgesetzt wurde, war nur wegen der Benutzerfreundlichkeit von Cinema 4D möglich, da das Territory-Team sich auf die künstlerischen Aspekte konzentrieren konnte und sich nicht um technische Aspekte kümmern musste. Die einfach zu bedienenden Werkzeuge machten es möglich, schnell Konzeptstudien zu erarbeiten, die von der Regie abgesegnet werden konnten. Im Rahmen eines weiteren Tages konnte die dürre Idee dann substanziell ausgebaut und produktionstauglich gemacht werden. Für Sheldon-Hicks war das ein wichtiger Aspekt: „Das Programm ist perfekt dazu geeignet eine Idee zunächst in groben Zügen anzureißen und dann im Detail auszuarbeiten. Darüber hinaus war die enge Integration mit Adobes After Effects von größter Bedeutung. Wir haben ständig Szenen und Kameraeinstellungen zwischen After Effects und Cinema 4D hin und her geschoben. Der Überlappungseffekt der beiden Programme hat unsere Arbeit ungemein beschleunigt und wir waren in der Lage, aus Entwürfen 30 bis 40 Bildschirminhalte bis zum jeweils folgenden Drehtag zu generieren. Mit den herkömmlichen Arbeitsweisen schlägt man sich ein paar Wochen mit ein oder zwei Designmustern für Screens herum, bekommt ein Freigabe für diese Muster, generiert dann 40 darauf basierende Screens und hofft, das beim Dreh alles gut geht. Die neue Herangehensweise ist zwar stressiger, führt aber deutlich schneller zu Resultaten.“

Letztendlich war Territory vier Monate lang mit den Arbeiten zu „Jupiter Ascending“ beschäftigt. Zwanzig Minuten Animationen in 2K-Auflösung wurden in dieser Zeit auf drei Mac 3.5GHz Workstations mit sechs Kernen erstellt. Zu guter Letzt stellt David fest: „Cinema 4D ist ein Werkzeug, mit dem man schnell gute Resultate erzielen kann. Durch das richtige Sortiment an Werkzeugen gelang es uns, mit dem Tempo der Produktion mitzuhalten. Wenn die Schauspieler am Set auftauchen, muss dein Zeug fertig sein und dank Cinema 4D habe wir da immer mithalten können!“


Weitere Arbeiten und Grafiken für „Jupiter Ascending“ finden Sie hier:
www.territorystudio.com


Author

Duncan EvansFreiberuflicher Autor – Vereinigtes Königreich