3D-Drohnendämmerung image

3D-Drohnendämmerung Dunkle Wolken hängen über der streng observierten Stadt. Erst basstiefe Perkussionsklänge bieten der umfassenden Überwachung Paroli und zaubern farbige Muster in den Himmel.

Unsere Welt wird überwacht, das ist inzwischen kein Geheimnis mehr und jeder weiß darüber Bescheid. Der Überwachung zu entgehen ist schier unmöglich und mit der Frage “Wie gehe ich damit um?“, bleibt jeder Einzelne auf sich allein gestellt.

Der englische Artist, Motion Designer und Animator Simon Russell hat einen eigenen Stil gefunden, um seinen Protest über die stete Überwachung durch Drohnen, Geheimdienste und Kameras Luft zu machen. Er nutzt das Thema um daraus etwas zu machen, was er als selbst initiierte experimentelle 3D-Animation bezeichnet.

Über die Gründe, die ihn dazu bewogen diesen Film zu machen, sagt Simon Russell: „Als ich mit der Arbeit zu Dysco begann, hatte ich vor einen Film zu schaffen, in dem ich all die Einflüsse einbringen konnte, die sich da in meinem Kopf tummelten. Da war die NSA-Affäre, der arabischen Frühling, in dem Freiheit und Diktaturen miteinander rangen, und auch immer der Umstand, dass ich in London lebe, der bekanntermaßen am stärksten überwachten Stadt der Welt. All diese Dinge wollte ich im Rahmen eines experimentellen Filmes thematisieren und verarbeiten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur eine vage Vorstellung, was unter der Bezeichnung Experimentalfilm zu verstehen sei. Jetzt, mit Fertigstellung des Projektes, hat sich für mich eine ganz spezielle Definition dafür herausgebildet. In wieweit diese der Definition gemäß Wörterbuch entspricht, kann ich nicht sagen."

Seit er die Grundschule verließ, hatte Simon außerdem die Idee einen Kurzfilm zu schaffen, der Musik visualisiert. Diese Idee wollte er ebenfalls mit dem Projekt Dysco realisieren. Mit Cinema 4D, das er seit vielen Jahren auch beruflich nutzt, erzeugte er eine komplexe Landschaft aus Gebäuden, Wolkenkratzern, Betonmauern gekrönt von Stacheldraht, und alles gespickt mit Kameras. Alle Arten von Drohnen sausen durch die Straßenschluchten und die grell leuchtenden roten Power-LEDs verleihen den Überwachungsmaschinen ein sinistres Scheinleben.

Um die ausgesprochen detailreichen Szenen immer gut im Überblick zu behalten, sorgte Simon Russel von Anfang an mittels Ebenen für Ordnung. Die Hintergründe der in der Ferne aufragenden Wolkenkratzer realisierte er mittels des Projection-Managers. Für die Modelle selbst legte er größten Wert auf eine saubere Modellierung und präzises UVing, das es möglich machte, die Texturen später backen und so die Szenen weiter optimieren zu können.

Das düstere Szenario wird schließlich aufgebrochen durch abstrakte Formen in strahlenden Farben, die sich im Rhythmus der Musik multiplizieren und taktvoll in geometrische Strukturen arrangieren. An dieser Stelle wird der Film wirklich experimentell und Simon Russel realisierte den größten Teil dieser Szenen mittels MoGraph und Thinking Particles. „An vielen Stellen ist dann auch noch XPresso zum Einsatz gekommen, um die vielen verschiedenen prozeduralen Effekte zu realisieren, die in der Animation zum Einsatz kommen“, stellt Simon Russell fest.

„Ich wollte einen Film machen, in dem Musik und Animation sich ergänzen. So stellte sich die Frage, welche Musik ich verwenden würde um tatsächlich den dramaturgischen Gleichklang von beidem zu erreichen. Fremde Musik ergab für mich das Problem, dass ich mich mit der Dramaturgie meiner Animation an eine bereits bestehende Musik würde halten und alles auf deren Dynamik würde abstimmen müssen. Also entschloss ich mich dazu meine eigene Musik zu komponieren, die dann von einem versierten Kollegen überarbeitet wurde, so dass sie sich auch professionell anhört.“

15 Jahre lang wollte Simon Russell diese Idee schon in die Tat umsetzen. „Allein, zum einen hatte ich bisher nicht die Zeit dafür, zum anderen fehlte es mir tatsächlich an den nötigen Fertigkeiten, das umzusetzen, was mir vorschwebte. Jetzt, da ich seit einigen Jahren Cinema 4D anwende und meine Fähigkeiten in der Software ausgebaut habe, war es ein leichtes, selbst ein so komplexes Projekt wie Dysco zu realisieren“, erklärt Simon. Der Film, das Resultat des Projektes, hat auf Vimeo schnell die Auszeichnung "Staff Pick" erhalten, die er auch zu Recht verdient hat!


Simon Russell's Webseite:
www.simonfarussell.com