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Obskure Schönheit Die steile Karriere des britischen Künstlers Billelis baut auf Dinge, die andere abstoßend finden.

Viele Leute, die die Werke von Billelis zum ersten Mal sehen, haben oft Schwierigkeiten, sie zu beschreiben. Ein Blogger hat Billelis‘ Stil einmal mit „Gothic Chic“ beschrieben, aber das ist eigentlich zu banal, denn seine Arbeit hat in Wirklichkeit sehr viel Tiefe. „Ja, düstere Dinge inspirieren mich, und das führt dazu, dass die Leute meine Arbeiten oft als teuflisch betrachten”, erklärt der britische Künstler und Illustrator. „Ernsthaft, ich möchte damit Schönheit schaffen, die etwas sanfter ist als die typische Dark Art, die man sonst im Internet sieht.“

Die Öffentlichkeit kennt ihn unter dem Künstlernamen Billelis, den er schon während seiner Jugend in Griechenland als Tagger und Graffiti-Sprayer verwendet hat. Eigentlich heißt er aber Billy Bogiatzoglou, und die meisten Leute nennen ihn einfach Billy. Erst vor relativ kurzer Zeit – er arbeitete damals gerade im vierten Jahr als leitender 3D-Designer bei einer Motion-Graphics-Agentur, wo er für sämtliche Storyboards zuständig war – begann seine heutige Karriere. Die Tage in der Agentur waren immer lang, trotzdem arbeitete er, inspiriert von Beeples Everydays, nahezu obsessiv an persönlichen Projekten, wann immer es die knappe Zeit zuließ. Die vielen Stunden haben sich mittlerweile bezahlt gemacht, denn heute ist er ein viel beachteter Freelancer, der sich auf Entwürfe für amerikanische Fantasybücher, Key Visuals für Fernsehshows und andere Projekte spezialisiert hat. (Folgt ihm auf Instagram, wenn ihr sehen wollt, an was er gerade arbeitet.)

Billelis sprach mit uns über seine Arbeit, was ihn inspiriert und wie er aus dem, was er gern tut, ein Geschäftsmodell gemacht hat.

Billelis: Das fing vor ungefähr einem Jahr an, als man mich gefragt hat, ob ich das Cover für Sara Hollands Teenagerroman Everless illustrieren möchte. Das Buch war auf der Bestsellerliste der New York Times und bekam natürlich viel Aufmerksamkeit. Dann brachte ein guter Freund von ihr, ebenfalls Bestsellerautor, ein neues Buch heraus, also habe ich dieses Cover auch gemacht. Das führte zu immer mehr Aufträgen, und mittlerweile liefere ich Cover für Harper Collins, Random House, Penguin, Macmillan und Scholastic. Das macht mir echt Spaß.

Billelis: Man bekommt eine Menge kreative Freiheit. Normalerweise bekomme ich von den Auftraggebern eine kurze Zusammenfassung des Buchs und einige Referenzbilder, Fotos oder so. Dann mache ich, was ich für passend halte, und sie wählen aus zwei bis drei groben Entwürfen, die ich ihnen geschickt habe, etwas aus. Als Künstler genießt man hohes Vertrauen, sobald sie sich einmal für einen Entwurf entschieden haben, also kann ich von da an bis zur Abgabe ziemlich frei arbeiten. Etwa 80 Prozent der Zeit arbeite ich mit Cinema 4D, den Rest mache ich in Photoshop und Illustrator.

Billelis: Ich habe an der Universität von Plymouth Programmierung und Kunst studiert, habe aber schnell festgestellt, dass ich im Programmieren nicht besonders gut war. In einem Kurs lernten wir 3D Studio MAX und Blender, zusätzlich habe ich mich in Photoshop und Illustrator eingearbeitet. Irgendwer hat dann Cinema 4D erwähnt, also habe ich damit herumgespielt und mochte es. Anfangs war ich neidisch auf Freunde, die interessante Jobs machten und in Zeitschriften und online gefeiert wurden, also habe ich beschlossen, meinen eigenen Stil zu entwickeln, der damals noch eher im Grafikdesign angesiedelt war.

Billelis: Ich mag die Kunst des Mittelalters und der Renaissance. Ich interessiere mich für Wappen, Schilde und klassische religiöse Kunst, die ich mit digitalen Bildelementen kombinieren kann. Ich finde jede Menge Inspiration auf Pinterest oder durch klassische Gemälde und so, ich stöbere auch viel in Anatomiebüchern. Im Ernst, es gibt so viele inspirierende Sachen. Ich folge lokalen Tattoo-Künstlern und jeder Menge 2D-Illustratoren, ich besitze ein Buch mit Concept-Art von World of Warcraft und natürlich jede Menge eher düsterer Comics wie Spawn und Batman.

Billelis: Bei meinen persönlichen Projekten versuche ich immer, Serien von Illustrationen zu schaffen, die eine Geschichte erzählen. Eines, das mir sehr am Herzen liegt, ist mein Blütenprojekt. Es umfasst eine Reihe von sehr persönlichen Illustrationen, die sich mit der Natur, dem Lebenszyklus und der Idee einer Blumendekoration beschäftigen, die Verstorbene auf ihrer Reise ins Jenseits begleitet. Blumen, Tod und Leben kommen in diesem 3D-Projekt zusammen, es ist von einem Edvard-Munch-Zitat inspiriert: „Aus meinem verwesenden Körper sollen Blumen wachsen, und ich bin in ihnen und das ist Ewigkeit.“

Billelis: Ich war immer der Ansicht, dass persönliche Arbeiten wichtig sind, und ich glaube, dass sie der Grund dafür sind, dass ich überhaupt Karriere gemacht habe. Ich habe viele Aufträge und bin in der für Freelancer sehr komfortablen Situation, dass ich mich nicht mehr nach Jobs umschauen muss, sie kommen zu mir.

Mittlerweile habe ich einen Agenten und einen Produzenten, die ständig versuchen, mich in neuen Gebieten zu etablieren. Ich habe echt Schwein gehabt, denn mal ehrlich: Totenköpfe sind schon recht speziell. Ich habe ein Albumcover für Bliss n Eso in Australien gemacht, und das hat sich zu einem meiner größten Projekte entwickelt. Die Leute haben den Totenkopf gesehen und wollten alle wissen, wie ich ihn gemacht habe. Das hat die Dinge für mich ins Laufen gebracht, denn ganz plötzlich arbeitete ich an einem Magazincover für eine Story über Ozzy Osbourne – der Art-Director hatte meine Arbeiten auf Instagram gesehen und rief mich an. Ich verbreite meine persönlichen Arbeiten überall: Twitter, Art Station, Behance, Pinterest, Facebook, Instagram, Dribble. Du weißt nie, wer die Sachen sieht, also ist es wichtig, überall präsent zu sein.

Billelis: Alles Mögliche. Ich lehne selten ein Projekt ab, und wenn ich Nein sage, liegt das in der Regel daran, dass das Budget nicht passt oder es künstlerisch nichts für mich ist. Ich habe viel für Bands gearbeitet, und an einigen Projekten für Nike, darunter der Launch der Basketballschuhe Soldier XI von LeBron James. Dieses Projekt habe ich bekommen, weil der Kreativdirektor von Nike meine Arbeiten irgendwo gesehen hatte und mich kontaktierte. Ich habe auch einiges für die Pharmaindustrie gemacht, da scheint es im Marketing aktuell einen Trend zu einem eher illustrativen Stil zu geben.

Im Verlauf deiner Karriere lernst du immer mehr über dich und deine Arbeit, aber du solltest schon zu Beginn zumindest eine grobe Vorstellung davon haben, was du magst und was du tun willst. Auch wenn du keinen eigenen Stil hast und dich eher als Allrounder verstehst: Mach so viele freie Arbeiten wie möglich! Du wirst dadurch besser und findest heraus, was dir besonders liegt. Als freier Illustrator brauchst du eine eigene Handschrift, an der die Leute dich erkennen. Es dauert eine Weile, bis man sich einen Kundenstamm erarbeitet hat, aber es ist machbar – wenn du wirklich willst.


Author

Meleah MaynardFreie Autorin/Redakteurin – Minneapolis, Minnesota